DORIS MAYER
ICH ZIEHE DURCH DIE LANDE
Ausschnitte meiner Arbeit

Zwei Holzkoffer, unhandlich und schwer, Inhalt – Silikonbrustmodelle.
Rucksack mit Unterlagen, Broschüren, allen möglichen Bus- und Zugfahrplänen und nicht vergessen die Jause.
Ausgangspunkt Eisenstadt, ausströmen zu den Schulen im nördlichen Burgenland bis in den tiefsten Seewinkel – ich glaub, in einem Aki Kaurismäki Film zu sein.
Bald wagen wir uns über den Sieggrabner Sattel, die engste Stelle des Burgenlandes, hinaus.

Apropos wir, irgendwo auf meinem Weg begegnet mir Dorli, fröhlich winkend aus einem Zug, flanierend am Bahnhof, wartend vor dem Eingang einer Schule.... und dann wird es immer entspannt und lustig, sehr angenehm.
Ist unsere Fröhlichkeit Gegenpol zum schweren Thema, zu den schweren Koffern?

Die Schulen – freundlich und hell, alt und miefig oder Baustelle, gut und weniger gut organisiert. Kriterien: funktioniert die Technik, gibt es Handtücher bei den Waschbecken und wissen die Mädchen Bescheid?

Die Mädchen – was weiß eine 40jährige über die momentane Lebenssituation von 15-19 jährigen?
Einlassen auf ein Abenteuer und ganz lieben, neugierigen, offenen Mädchen begegnen, manchmal sind sie auch etwas zurückhaltend, verschlossen und manchmal sind auch Paris Hilton Typen darunter, die sich mit den langen, bunten, künstlichen Nägel beim Tasten etwas schwer tun.

Wobei ich beim eigentlichen Thema wäre – Brustgesundheit, Vorsorge und Früherkennung bei Brustkrebs und die Frage, warum ich das mache.

Aus gesundheitspsychologischer Sicht – weil ich mit den klassischen Themen Rauchen und Ernährung schon übersättigt bin und Brustgesundheit ein schönes weibliches Thema ist und es noch große Aufklärungslücken gibt.
Aus persönlicher Sicht – ist mir eine Entmystifizierung von Krebs wichtig, da finde ich wichtig, schon früh mit Aufklärung und Information zu beginnen, damit sich niemand mehr für die Krankheit schämt oder gar schuldig fühlt.
Ja und zu guter Letzt – ich verdiene auch mein Geld damit.

Bei bis zu vier Workshops pro Woche kann schon mal das Gefühl „Und täglich grüßt das Murmeltier“ aufkommen, es gilt sich also bei Laune zu halten, um nicht in den Autopiloten zu kippen.
Es  ist immer wieder eine Herausforderung, die Mädchen da abzuholen, wo sie gerade sind und in einen direkten, persönlichen Kontakt mit ihnen zu kommen, jede Gruppe ist anders, es gibt sehr gute Klassengemeinschaften und auch weniger gute, das alles ist spürbar in der Arbeit mit den Mädchen.
Dorli und ich sind da bereits ein gut eingespieltes Team und manchmal fast kabarettreif. 

Auch bei schweren Themen kann es Leichtigkeit geben und ich zieh noch ein Weilchen durch die Lande.  

Elsbeth Sitzwohl